Vöhringen, 5. Februar 2022
Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,
Müde und erschöpft – so lässt sich gegenwärtig bei vielen die Stimmungslage beschreiben. Beschäftigt mit der Einhaltung zahlreicher Schutzmaßnahmen, die sich immer wieder ändern, lesen und hören wir von Corona-Zahlen, die uns (noch) nichts Gutes verheißen. Da scheinen die Worte aus dem Evangelium unserer Situation anzusprechen: „Als Jesus das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.“ (Matthäus 9,36) Ohne Zielführung bleiben wir uns selbst überlassen, eben wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Wer führt uns nun aus diesem Jammertal heraus? Politikern und Wissenschaftlern wird eine solche Führung kaum noch zugetraut. Und überhaupt: Wollen wir in unserer Gesellschaft eigentlich gemeinsam geführt werden? Schließlich scheinen individuelle Selbstbestimmung und eigene Entscheidungsfreiheit für viele der höchste Lebenswert zu sein.
Für manche hat sich in der Corona-Pandemie das Lebenscredo „Ich weiß selbst am besten, was für mich gut ist“ als Irrtum erwiesen. Was wir für uns voraussehen wollen, kann uns jederzeit genommen werden. Als dürftige Geschöpfe blicken wir nicht über den Tellerrand der Gegenwart hinaus.
Wenn Jesus Menschen in seinen barmherzigen Blick nimmt, redet er ihnen kein „Macht das Beste aus euren Entscheidungen. Es wird schon gut gehen“ ein. Aus seinem Sterben und seiner Auferstehung blickt er vielmehr über den menschlichen Lebenshorizont hinaus.
So tritt Jesus als guter Hirte auch mir gegenüber. Im Glauben an ihn führt er mich in das Neuland, das Gott für seine Geschöpfe vorgesehen hat. Und ich stimme in den Psalm ein: „Der HERR wurde mir zur Stütze. Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hat Gefallen an mir.“ (Psalm 18,19f)
So bete ich: Jesus Christus, Sohn Gottes, Du versinkst nicht in die Untiefe, wohin sich unser Leben verliert. Komm mir nahe, wo ich zweifle und verzage. In der Nacht meiner Seele suche mich auf und schenke mir Dein Licht, damit mein Glaube zu dir findet. Amen.
Am morgigen Sonntag, 6. Februar, feiern wir um 10 Uhr den Predigtgottesdienst in der Martin-Luther-Kirche. Im Anschluss daran finden um 11 Uhr der WegweiserGottesdienst zum Thema „Früher war alles besser“ in der Kirche und der KinderWegweiser im Gemeindehaus statt.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Es grüßt Euch ganz herzlich
Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer