Sonntagsbrief an die Gemeinde, 27. Februar 2022

Vöhringen, 26. Februar 2022

Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,

das sind jetzt die Tage, wo ich am Verzweifeln bin: Welche Böswilligkeit hat die Bevölkerung in der Ukraine mit Krieg überzogen. Vernunft und Miteinander scheinen ohnmächtig geworden ist. In aller Hilflosigkeit, in aller Solidarität und für jedes Gebet gilt Christen in Ost und West die eine Botschaft, die als Ostertroparion am Ostermorgen in der orthodoxen Kirche besungen wird: „Christus ist auferstanden von den Toten, durch den Tod hat er den Tod niedergetreten und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.“

Nein, das ist keine billige Jenseitsvertröstung, sondern die eine göttliche Zusage in Jesus Christus, die Christen vor dem Nihilismus bewahrt. Sollte der Tod tatsächlich unser Leben auf ewig vernichten, ist vor diesem „Nichts“ alles vorstellbar, planbar und ausführbar, was sich in eigensinniger Weise als „Lebenswerk“ geriert. Welche tödlichen Folgen die Verwirklichung eines imperialen „Lebenswerkes“ haben kann, zeigt sich in diesen Tagen.

Da wir mit Christus von den Toten auferweckt werden, bestehen wir vor dem dreieinigen Gott weder durch eigene Lebensleistungen, noch leben wir in dem weiter, was wir geleistet haben. Kein eigenes „Lebenswerk“ kann „Kindern der Auferstehung“ (Lukas 20,36) den Sinn ihres Lebens geben. Vielmehr heißt es mit dem Apostel Paulus: „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.“ (2.Korinther 5,10)

So bete ich: HERR Gott, mit deiner Macht kannst Du menschliche Gewalt brechen. Sieh auf unsere Hilflosigkeit und unsere Ohnmacht. Nimm die todesbedrohten Menschen in der Ukraine unter deinen Schutz. Wehre Mächten und Mächtigen, die sich an Deinem Recht vergreifen. Durch Jesus Christus – Er unser Friedefürst – der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Am morgigen Sonntag, 27. Februar, feiern wir um 10 Uhr den Predigtgottesdienst in der Martin-Luther-Kirche. Dabei wird Jesu Wort „Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.“ (Mk 8,31) auf die militärische Ukraine-Invasion hin zur Sprache gebracht.

Der diesjährige Weltgebetstag steht unter dem Thema „Zukunftsplan: Hoffnung“ und wurde von Frauen aus England, Wales und Nordirland vorbereitet. Bei uns wird er am Freitag, 4. März, um 17 Uhr (nicht 19 Uhr wie im Luther-Blättle angekündigt) in der Martin-Luther-Kirche begangen.

Heute um 17 Uhr, wird im Fernsehen auf Sat 1. Bayern eine 18-minütige Sendung über die evangelischen Kirchengemeinden – Vöhringen eingeschlossen – im Illertal ausgestrahlt. Ab 20 Uhr kann der Film unter http://www.lebensformen-tv.de/wasser-blech-und-glaube im Stream angesehen werden.

Der Friede des Auferstandenen sei mit euch allen.

Es grüßt Euch ganz herzlich

Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer

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